Züchter oder  Vermehrer? Hinweise zum Welpenkauf

 

Woran erkenne ich eigentlich einen seriösen Züchter? Worauf muss ich beim Welpenkauf achten? Wann sollten die Alarmglocken klingeln?

 

Ein Thema, das mir sehr am Herzen liegt.

Ich bin immer wieder ehrlich schockiert, wie wenig manche Menschen sich informieren und was sich da mittlerweile in den sozialen Medien als „Züchter“ tummelt, ist haarsträubend.

Und auch für die Menschen, die sich informieren ist es oft gar nicht mehr so einfach, zu erkennen, ob eine Zucht seriös ist oder nicht.

 

In der Biologie bedeutet der Begriff "Zucht" die durchdachte Verpaarung zur Erhaltung oder Verbesserung genetischer Eigenschaften. Eine sorgfältige Auswahl der Verpaarungspartner ist also das A und O.

Ohne Wissen über die Genetik von Hunden, kann keine gezielte Zucht/ Verbesserung stattfinden. Es bedeutet, dass tolles Aussehen und der Charakter nicht die einzigen Kriterien zur Verpaarung sein können. Zur verantwortungsvollen Zucht gehört mehr! Das Wissen um die hundegerechte Aufzucht und die gesundheitlichen Grundlagen. Im Folgenden beziehe ich mich erstmal nur auf den Retromops.

 

Die Elterntiere eines gesunden Wurfes müssen:

 

  • Gentests aller gängigen Krankheiten der entsprechenden Rasse gemacht haben

 

  • Tierärztlich untersucht sein und eine gute Gesundheit bestätigt bekommen haben. Dazu gehören Röntgenbilder des Rückens und der Knie um Keilwirbel oder Patellaluxation ausschließen zu können.

 

  • Fragt nach diesen Untersuchungen und lasst sie euch beim geringsten Zweifel vorzeigen. 

 

-> Wurden die Elterntiere nicht untersucht? Finger weg!!!

 

Der Mops ist von seinem Körper und seiner Genetik her so vorbelastet, dass eine gute und gesunde Weiterzucht, auch des Retromopses, nur mit diesen Tests möglich ist! Lasst euch nicht von „aber die sind doch so niedlich und sehen doch gesund aus“ verleiten!

 

 

 

 


Seriöse Züchter:

 

  • Seriöse Züchter möchten euch kennenlernen und geben euch einen Welpen nicht einfach so mit! Einem seriösen Züchter ist daran gelegen, dass seine Hunde in gute Hände kommen.

 

-> Bietet man euch beim ersten Besuch an, den Welpen einfach mitzunehmen? Will man weder eure Kontaktdaten noch Telefonnummer oder Adresse wissen? Stellt man keine Nachfragen über euer Leben und eure Vorstellungen der Hundehaltung? Finger weg!!!


 

  • Seriöse Züchter kennen sich aus. Wie in der Einleitung erwähnt, kann man nicht einfach egal welche Elterntiere miteinander verpaaren. Neben den notwendigen Untersuchungen ist es natürlich genau so wichtig, welche Rassen man einkreuzt.

 

Was Viele nicht wissen: Der Begriff Retromops ist nicht geschützt! Das heißt konkret dass jeder einfach jede Kreuzung mit einem Mops „Retromops“ nennen kann. Je mehr bekannt wurde, wie sehr der Standartmops leidet, desdo populärer wurde der Retromops. Erstmal ist dieses Bewusstsein natürlich erstrebenswert. Leider hat das aber auch die ganzen Vermehrer auf den Plan gebracht die nun munter irgendwelche Rassen miteinander kreuzen und sie als Retromops verkaufen- und die nur so halb informierten Käufer fallen darauf rein.

Dass es nicht besonders gesund sein kann, zwei kranke Rassen wie zB Mops/Chihuahua oder Mops/französische Bulldogge oder andere Rassen mit Qualzuchtmerkmalen (kurze Nase, sehr klein, spezielle Farben, …) zu kreuzen, sollte jedem seriösen Züchter wohlbekannt sein.

Stellt Fragen zur Zucht, zur Zuchtidee oder dem Zuchtweg. Vermutlich werdet ihr recht schnell heraushören, ob der Züchter weiß, was er tut.

-> Wurden zwei Rassen mit Qualzuchtmerkmalen gekreuzt? Weiß man gar nicht so genau, welche Rassen in den Elterntieren so drin stecken? Finger weg!!!


 

  • Farben. Farben hätte man auch mit zu den „Qualzuchtmerkmalen“ packen können. Da aber gerade dieser Punkt ganz vielen Menschen absolut unbekannt ist, widme ich ihm seinen eigenen Punkt.

Neuerdings wird der „Mopsmarkt“ mit allerhand außergewöhnlichen Farben geflutet. Sehr speziell, sehr auffällig. Und ja, ich finde sie teilweise auch wirklich schön anzusehen…ABER…

Bei Farben muss man sich grundsätzlich fragen: wo kommt sie eigentlich her?

Während die meisten Fellfarben einfache genetische Merkmale ohne große gesundheitliche Bedenken darstellen, sind manche Merkmale leider nicht so unbedenklich und bringen große gesundheitliche Probleme mit sich.

 

  • Das Merle-Gen:

Die Fellzeichnung Merle birgt potenzielle Gesundheitsrisiken, die seriösen Züchtern bekannt sind. Die typische Merle-Färbung zeichnet sich durch eine willkürliche, fleckige Farbaufhellung aus, die das Fell gesprenkelt oder marmoriert aussehen lässt.

Kein seriöser Retromops Züchter würde das Merle Gen in seine Zucht einkreuzen!

Bekannte Probleme bei Hunden mit dem Merle Gen sind

  • Risiko für Taubheit ist erhöht
  • Häufige Augenprobleme bis hin zur völligen Erblindung
  • Deutlich höhere Anfälligkeit für Hautkrebs
  • Verhaltensprobleme aufgrund ihrer genetischen Veranlagung

aus rechtlichen Gründen darf ich natürlich keine Bilder von Tieren mit Merle Gen zeigen. Man kann den Begriff aber ganz leicht googeln.

Meist tauchen die gesundheitlichen Probleme zwar erst dann auf, wenn beide Hunde das Merle Gen in sich tragen, das kann man aber nur wissen, wenn die Hunde genetisch untersucht sind! Außerdem bin ich der Meinung dass der Mops schon genug gesundheitliche Baustellen hat. Wieso also noch eine Baustelle rein züchten? Die Idee des Retromopses ist ja schließlich, einen gesünderen Mops hervor zu bringen.

 

  • Das Dilute Gen:

Derzeit extrem beliebt ist die „blue line“ sowie die Farben Silber, Champagner oder Charcoral.

              

Die Ursache für die außergewöhnliche Fellfärbung ist das sogenannte Dilute-Gen, von Englisch "to dilute", also "verdünnen". Es bewirkt die Verklumpung und Verkleinerung der Pigmentkörnchen und sorgt so für die aufgehellte Färbung. Im Fall der Farbe Silber handelt es sich um ein verdünntes Braun, bei Charcoal um ein aufgehelltes Schwarz und bei Champagner um ein versilbertes Gelb.

 

Und warum ist das nun problematisch?

Das Dilute-Gen beeinflusst leider nicht nur die Fellfarbe, sondern es erhöht auch das Risiko für die Krankheit CDA (von Color Dilution Alopecia, Deutsch: Farbmutantenalopezie).

 

Die Anzeichen/ Folgen von CDA:

  • Unkonzentriertheit
  • Hyperaktivität
  • Nervosität
  • Verzögerte Lernfähigkeit: das Training dauert länger und benötigt mehr Intensität
  • starken Juckreiz
  • Fellverlust
  • Hautekzeme
  • schlecht heilende Wunden

aus rechtlichen Gründen darf ich natürlich keine Bilder von Tieren mit Dilute Gen zeigen. Man kann den Begriff aber ganz leicht googeln.

Nicht jeder Hund mit Sonderfarbe bekommt CDA, aber jeder Hund mit CDA hat eine Sonderfarbe! Die Züchter nehmen das bewusst in Kauf weil man für extravagante Farben oftmals viel höhere Preise verlangen kann!

Ob Tiere mit diesen Genen gesund bleiben, ist ein reines Glücksspiel denn oft brechen die Krankheiten erst mit 6 Monaten-2 Jahren aus.

 

Es gibt Hunderassen, z.B. den Weimaraner, die das Dilute Gen auf natürliche Weise in sich tragen. Bei diesen Rassen ist kein erhöhtes Risiko für CDA vorhanden.

Bei anderen Rassen, die das Gen nicht natürlich in sich tragen reagiert das Gen im Zusammenspiel mit anderen Genen und ruft auf diese Weise die Krankheit hervor.

Deshalb züchten seriöse Züchter auf keinen Fall mit dem Dilute Gen bei Rassen, die dieses nicht natürlich in sich tragen!

 

-> Hat der Züchter Hunde mit außergewöhnlichen Fellfarben wie grau/blue, schneeweiß oder Merlescheckung? Verlangt der Züchter womöglich sogar höhere Preise für spezielle Farben? Finger weg!!!


  • Die Gesundheitsvorsorge.

Welpen seriöser Züchter werden umfassend gesundheitlich Betreut und werden geimpft und mit Gesundheitsbuch/Impfpass abgegeben. Lassen Sie KEINE Ausrede gelten, wieso der Welpe noch nicht geimpft wurde!

-> Keine Gesundheitsvorsorge? Kein Impfpass? Finger weg!!!


     

    • Aufzucht

    Ich würde jedem Käufer anraten, Welpen ausschließlich dort zu kaufen, wo sie inmitten der Familie aufwachsen. Außerdem ist es wichtig, dass ihr die Mutter seht! Lasst keine Ausrede gelten wieso das Muttertier gerade nicht da ist! Da sind vor allem die illegalen Vermehrer aus dem Osten drauf spezialisiert: Die Mutter ist gestorben, die Mutter ist beim Tierarzt,… Die Bandbreite der Ausreden ist riesig.

    Sieht die Wohnung in der euch der Welpe gezeigt wird leer oder unbewohnt aus?

    Finger weg!!! Dann lasst euch auf keinen Fall einen Welpen andrehen oder nehmt ihn gar aus Mitleid mit! Darauf spekulieren diese Leute. Verabschieden, gehen, Veterinäramt oder Polizei verständigen!

    Auch Welpen die Im Keller, im Zwinger oder einer Behausung außerhalb des Hauses untergebracht sind, können nicht vernünftig sozialisiert werden. Diese fehlenden Erfahrungen können auch später nicht mehr nachgeholt werden, gewisse Prägungen finden ganz früh statt und sind dann abgeschlossen. Danach kann man nur noch Schadensbegrenzung betreiben!

    Ein seriöser Züchter verkauft seine Welpen natürlich auch nicht auf einem Parkplatz, aus dem Auto heraus, und in der Regel bringt er den Welpen auch nicht vorbei (es sei denn es gab vorher schon persönlichen Kontakt)

    -> Kein Muttertier vor Ort? Zweifel an der Unterbringung inmitten der Familie? Autoverkäufe? Finger weg!!!

     


    Lasst euch nicht aus Mitleid zum Kauf hinreißen. Darauf spekuliert man nur allzu oft. Letztendlich helft ihr damit vielleicht einem einzigen Welpen aus seiner Lage, fördert aber viele neue Generationen Tierleid!


    Hinweis:

    Selbstverständlich ist das Thema rund um Farbzüchtung und Genetik generell deutlich komplexer als hier von mir beschrieben. Mir ist es aber wichtig, ein Bewusstsein für die Problematik zu schaffen und zwar so, dass jeder Laie es versteht und etwas damit anfangen kann. Daher erhebt dieser Artikel selbstverständlich keinen Anspruch darauf, vollständig zu sein!

     

    Eine genauere Erklärung findet ihr z.B. auf der Hauptseite unseres Verbandes